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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Auseinandersetzung zwischen dem Vorstand und unseren Kolleginnen und Kollegen der Telekom spitzt sich zu. Der Angriff des Telekom-Vorstandes richtet sich gegen einen Kern unseres Organisationsbereiches. Kämen die Arbeitgeber hier zu einem
Durchbruch, hätte das weit über den Bereich des Telekom-Konzerns hinaus negative Auswirkungen auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Wir möchten vor diesem Hintergrund dringend dazu aufrufen, unsere Kolleginnen und Kollegen der Telekom in der jetzt bevorstehenden Auseinandersetzung mit ganzer Kraft zu unterstützen.

In der dritten Verhandlungsrunde hat die Arbeitgeberseite ihre Forderungen dahingehend konkretisiert,

  •  die Gehälter künftig einzustellender Monteure um 38 % und künftig einzustellender Call-Center AgentInnen um über 40 % abzusenken (in den Call-Centern von heute 2.440 € brutto auf künftig 1.151 € brutto). Die vorgesehenen Fix-
    Entgelte lägen deutlich unterhalb des von ver.di geforderten gesetzlichen Mindeststundenlohnes von 7,50 € pro Stunde.
  •  an der Ausgliederung von mindestens 52.000 Telekom-Beschäftigen auf drei neu zu gründende Service-Gesellschaften festzuhalten, um im Zuge der Überführung die Gehälter der bisher Beschäftigten um 12 % abzusenken bei gleichzeitiger
    Anhebung der Wochenarbeitszeit auf 38 – 40 Stunden ohne Lohnausgleich und Schaffung eines Kontingents von 100 vom Arbeitgeber unbezahlt abrufbaren Arbeitsstunden pro Beschäftigten und Jahr.

Darüber hinaus sind weitere Forderungen erhoben worden. Dazu gehören:

  • die deutliche Ausweitung der variablen Entgeltbestandteile von derzeit 7% auf 20 –30 % des künftig vorgesehenen abgesenkten Jahreseinkommens
  • ein deutlich verschlechterter Rationalisierungsschutz
  • eine umfassende Flexibilisierung der Arbeitszeit mit u. a. kapazitätsorientierten Arbeitszeiten, besonderen Formen von Saisonarbeit und der Festlegung des Sonntags als Regelarbeitstag
  • ferner sollen die heute Beschäftigten mehrere Jahre an Entgelterhöhungen
    nicht teilnehmen können Im Gegenzug ist angeboten worden, in den Jahren 2008 – 2010 auf betriebsbedingte
    Kündigungen zu verzichten.


Die von ver.di erhobene Forderung nach einem TV Auslagerungsschutz wird vom Telekom-Vorstand abgelehnt.
Wir müssen davon ausgehen, dass der Telekom-Vorstand sein Vorgehen von langer Hand geplant hat.
In den zurückliegenden Jahren hat die Telekom gezielt für kleinere Tochtergesellschaften verschlechterte tarifvertragliche Konditionen unter Ausnutzung der Ängste der dort vorhandenen Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz erpresst. Über diesen Weg ist es der Telekom gelungen, in kleineren Telekom - Einheiten Tarifbedingungen zu schaffen, die deutlich unterhalb des Niveaus bei der Mutter liegen, die jedoch von den vorhandenen Beschäftigten aufgrund der Abwendung des „schlimmeren Bedrohungsszenarios“ und der geschaffenen Übergangsregelungen „zähneknirschend“ toleriert wurden, zumal
sich einige Verschlechterungen „erst“ auf Neueinstellungen bezogen.
Bei den jetzigen Organisationsüberlegungen zum T Service ist es Ziel der Telekom, die von T Service betroffenen Bereiche (ca. 60.000 Beschäftigte) über das Instrument des Betriebsüberganges (§ 613a BGB) in Bereiche zu überführen, für die vorher diese verschlechterten Tarifbedingungen erpresst wurden. Dies würde beim Übergang der Beschäftigten dazu führen, dass für diese die Tarifbedingungen der DTAG sofort durch die verschlechterten tarifvertraglichen Regelungen ersetzt würden. Der durch den §
613 a eigentlich vorgesehene Schutz, wonach die bisherigen Konditionen für 12 Monate fortgelten, würde durch dieses Vorgehen gezielt unterlaufen.
Vor diesem Hintergrund ist es Absicht der Arbeitgeberseite, die Verhandlungen bis Ende April 2007 abgeschlossen zu haben. Aus ver.di-Sicht ist dieses Vorhaben völlig unrealistisch und auch nicht akzeptabel.
Damit stehen die Zeichen auf Sturm. Rund 30 000 Telekom-Beschäftigte haben sich in den letzten Tagen an Warnstreiks beteiligt. Die ver.di Tarifkommission bei der Telekom hat die Zumutungen von Obermann und Finanzvorstand Eick zurückgewiesen und beschlossen, dass für den Fall eines Scheiterns der im April terminierten Verhandlungen Arbeitskampfmaßnahmen eingeleitet werden sollen. Der Vorstand des Fachbereiches 9 hat sich diesem Votum angeschlossen. Der ver.di Bundesvorstand wird sich mit der Situation in Kürze befassen und über die Einleitung eines Arbeitskampfes entscheiden.
Dabei wird die tarifrechtliche Situation bei der Telekom insgesamt gewürdigt werden. Das vorhandene Tarifierungsniveau in der Telekom begründet für ver.di umfassende Friedenspflichten innerhalb der DT AG Mutter. Arbeitskampffähig ist die Forderung
nach einem Tarifvertrag Auslagerungsschutz. Sie beinhaltet im Kern das Ziel nach einem tarifvertraglichen Sozialplan angesichts der sich aus dem Übergang zu Service-Tochtergesellschaften ergebenden materiellen Risiken der Beschäftigten. Die Forderung
richtet sich unmittelbar gegen die DT AG und ist so ausgelegt, dass die DT AG gegenüber den Beschäftigten am Tag vor dem Wechsel zu den Neugesellschaften leistungspflichtig wird. Dies kann mit den Mitteln des Arbeitskampfes durchgesetzt
werden.
Die DT AG steht unter starkem Wettbewerbsdruck. Dieser hindert das Unternehmen allerdings nicht daran, den Aktionären zu versichern, dass das Rekortdividendenniveau von über 3 Mrd. € von 2006 auch in 2007 gehalten wird, gleichzeitig aber die Beschäftigten mit einem radikalen Angriff auf die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen zukonfrontieren.
Die von der Telekom aufgeführten Benchmarks von Wettbewerbern sind dabei willkürlich konstruiert und dienen ausschließlich dem Zweck, das Vorgehen der Telekom in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Die Pläne des Telekom-Vorstandes sehen
Arbeits- und Entgeltbedingungen vor, die deutlich unterhalb von Wettbewerbern in der Elektroindustrie sowie im Elektrohandwerk liegen. Damit besteht die Gefahr, dass die Bedingungen verschiedener Bereiche durch die Telekom nach unten gezogen werden.
Der Konzernvorstand erklärt die Verbesserung von Service und Dienstleistungsqualität zur Schlüsselaufgabe des Managements und glaubt, diese Aufgabe angehen zu können, indem er die Beschäftigten beschimpft, beleidigt und bedroht:
Rendite rauf, Löhne runter, Arbeitsplätze weg – dieses Konzept ist eine Provokation und eine Zumutung. Es stößt bei unseren Kolleginnen und Kollegen in der Telekom zu Recht auf entschiedenen Widerstand.

In ver.di gehen wir jetzt an die Vorbereitung von Arbeitskampfmaßnahmen.
Gelingt im April eine Einigung am Verhandlungstisch nicht, kann es sehr schnell zum Streik kommen.
Alle Verantwortlichen unserer Organisation und die Gliederungen von ver.di sind jetzt gefordert zu konkretisieren, wie sie die Kolleginnen und Kollegen der Telekom in dieser Auseinandersetzung unterstützen wollen.

Für den Erfolg unser Organisation in dieser Auseinandersetzung.
Für die Durchsetzung der Forderungen unserer ver.di Kolleginnen und Kollegen
bei der Telekom.

 

Frank Bsirske       Margret Mönig-Raane      Lothar Schöder
Vorsitzender        stv. Vorsitzende              Bundesvorstandsmitglied

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